Winters Eis
zu Wilhelm Müllers "Winterreise"
 

Dieses Buch ist in Bild und Text ein Beitrag zur Wilhelm-Müller-Forschung. Wilhelm Müllers „Winterreise“ ist ein Werk, das den Interpreten - Sängern wie Germanisten - seit bald zweihundert Jahren Rätsel aufgibt. Es wird im Textteil dieses Künstlerbuches unter mentalitätsgeschichtlichem Blickwinkel betrachtet, aus dem sich neue, überraschende Einsichten bieten. Die Liebesgeschichte erweist sich als Folie. Der Müllersche Zyklus wird in einer Dimension wahrgenommen, die der Dichter, um politischer Verfolgung zu entgehen, seinerzeit verschleiern musste.
Einige bildende Künstler, darunter auch Ludwig Richter, setzten sich illustrativ mit Wilhelm Müllers Texten auseinander und nahmen nur die vordergründige Ebene des Gedichtzyklus wahr – die Liebeslyrik. Sigrid Noacks dem Text von Ingeborg Arlt folgende Interpretation sieht Wilhelm Müller als den Verteidiger jener Ideale, die nach 1812/13 mit der so genannten Demagogenverfolgung unterdrückt werden sollten. Wilhelm Müller zeigt sich als mutiger, die Zensurbestimmungen umgehender Geist. So bestimmt der Tenor des Gedichtzyklus die Farbigkeit des Buches - ein dominierendes Blau-Weiß für Nacht und Winter als Metapher. Entsprechend den von Wilhelm Müller in seinem Text verwendeten Symbolen prägen Symbole auch den Charakter des Buches. Das Gemeinte hinter dem Gesagten wird sichtbar. Dem vom Zensor seinerzeit wahrgenommenen Liebesgedicht, durch die Schubertsche Vertonung verbreitet, entspricht Sigrid Noack durch die Verwendung sparsam übermalter, die Blätter überlagernder Folien.

     
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