Ingeborg Arlt, mit dieser Übertragung von Shakespears 66. Sonett in Vadim Zelenkovs internationaler Sammlung vertreten, nutzt die Semantik der literarischen Form: die sich von Todessehnsucht zu heller Wut steigernde Aufzählung, welche ihre Wucht durch das "und" an jedem Zeilenanfang erhält, endend im von Shakespeare vorgegebenen Paarreim. Sie übersetzt nicht Metaphern, sondern überträgt deren Sinn. Shakespeares Wut wird unsre Wut, Shakespeares Verachtung unsre Verachtung. Nur die Sprache ist neu, nicht das, was sie sagt. Es ist Shakespeare, der sich über eine Welt, die sich seither nicht geändert hat, äußert. Und der, um der Liebe willen, nicht resigniert.

Die Signalkraft der Farbe Rot als Entsprechung und Kraft eröffnet das Buch. Schuber und Einbandgestaltung sind Ausdruck dessen. Vor- und Nachsatz-blätter sind voller Dynamik.
In knapper Form beziehen sich die Collagen auf die jeweilige Zeile. Raumgreifende stehen neben großen, vignettenhaften, solitären Collagen. Ziffern erhalten durch Reihung Ornamentalität. Akzente steigern zum Grotesken. Dekorativität, Details, Zeichenhaftigkeit und Realitätsbezug schaffen neue Sinnbilder.

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